Manchmal stecken wir in Beziehungen, die uns innerlich gefangen halten – und das, obwohl sie von außen betrachtet ganz „normal“ erscheinen. Lena war in einer solchen Situation. Sie wollte eine Familie, wünschte sich Stabilität, aber die Beziehung zu ihrem Mann war voller Konflikte, die sie nicht mehr ignorieren konnte. Im Rückblick wird klar, dass sie sich lange an eine Beziehung geklammert hat, die für sie zur „Pflicht“ geworden war – bis sie endlich den Mut fand, einen neuen Weg einzuschlagen.
Lena war im richtigen Alter und fühlte den Wunsch, eine Familie zu gründen. Ihre Beziehung lief jedoch alles andere als reibungslos. „Wir hatten viele Konflikte – ausgesprochene und unausgesprochene. Ich hatte das Gefühl, mich sehr anstrengen zu müssen, damit ‚es‘ funktioniert,“ erinnert sich Lena.
Ein Gedanke nagte in ihr: Liebt mich mein Mann wirklich, oder war ich einfach zur richtigen Zeit da? Manchmal hatte sie den Eindruck, dass er noch an einer alten Jugendliebe hing, obwohl diese längst kein Interesse mehr an ihm zeigte. Diese Unsicherheit setzte sich immer weiter fest, bis Lena sich wie in einer Pflichtheirat fühlte – ohne wirklich zu wissen, warum. Es gab keine äußeren Zwänge, keinen kulturellen oder familiären Druck. „Es war irgendwie von mir selbst auferlegt,“ sagt sie nachdenklich.
Doch die Unzufriedenheit wuchs, insbesondere als ihr Mann bei einer gemeinsamen Einladung von Freunden auf die direkte Frage „Liebst du Lena eigentlich?“ mit Schweigen reagierte. Ein Schweigen, das Bände sprach und Lena noch tiefer in ihren Zweifel stürzte.
Lena wusste, dass es so nicht weitergehen konnte, aber der Gedanke an Veränderung machte ihr Angst. „Ich habe Angst, zu einer Beratung zu gehen, denn ich vermute, dass man uns zur Trennung raten würde,“ gesteht sie sich ein. Der Gedanke, mit nicht einmal 40 geschieden zu sein, jagte ihr Angst ein. Es schien ein Schicksal zu sein, das sie um jeden Preis vermeiden wollte.
Dennoch nagte die Unzufriedenheit weiter. Lena fühlte sich emotional ausgelaugt und gleichzeitig gefangen – in einer Beziehung, die sie nicht glücklich machte, aber auch in der Angst vor dem Ungewissen.
Fünf Jahre später hat sich Lenas Leben vollkommen verändert. Sie ist geschieden und dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Ihre zwei Kinder leben hauptsächlich bei ihr, aber sie verbringen regelmäßig Zeit mit ihrem Vater. „Wir haben kaum noch Streit, und wir können meist neutral über die Dinge sprechen, die anstehen. Emotional werden wir kaum noch,“ erzählt Lena.
Die Trennung hat ihr ein Gefühl der Erleichterung gebracht. „Die selbst auferlegten Fesseln sind von mir abgefallen,“ sagt sie. Die ständige Anstrengung, die Beziehung zu ihrem Ex-Mann am Laufen zu halten, ist nun Vergangenheit. Überraschenderweise war auch die Reaktion ihres Umfelds positiv. „Wider Erwarten waren meine Eltern nicht enttäuscht über die Trennung, sondern unterstützten mich.“ Diese Unterstützung gab Lena zusätzliche Kraft, ihren Weg weiterzugehen.
Nicht nur die familiäre Unterstützung half ihr, auch neue Freundschaften traten in ihr Leben. Besonders der Kontakt zu anderen Frauen in ähnlichen Situationen gab ihr das Gefühl, nicht allein zu sein. „Mit manchen Freunden, die ich früher vor allem als Paar getroffen habe, habe ich jetzt weniger Kontakt. Dafür habe ich einige neue Freundinnen gefunden, mit denen ich mich besser über unsere neuen Herausforderungen austauschen kann,“ erklärt sie.
Lenas Geschichte zeigt, dass es in Beziehungen oft nicht nur um äußere Umstände oder gesellschaftliche Erwartungen geht, sondern auch um die inneren Konflikte, die wir mit uns selbst austragen. Für sie war es eine Befreiung, die Beziehung zu beenden, in der sie sich gefangen fühlte. Heute hat sie einen neuen Partner, und es fühlt sich anders an – leichter, authentischer.
Ihre Geschichte ist ein kraftvolles Beispiel dafür, dass es manchmal der schwerste Schritt ist, zu erkennen, dass man sich in der falschen Beziehung befindet. Doch der Weg in die Freiheit lohnt sich. Lena hat gelernt, auf sich selbst zu hören und ihren eigenen Weg zu gehen – ein Weg, der nicht immer leicht ist, aber sie in ein erfüllteres Leben führt.
Lenas Geschichte lehrt uns, dass wir die Verpflichtungen, die wir uns selbst auferlegen, manchmal hinterfragen müssen. Beziehungen sollten uns nicht das Gefühl geben, uns permanent anstrengen zu müssen, um geliebt oder akzeptiert zu werden. Manchmal ist der schwerste Schritt, den wir machen können, der, uns einzugestehen, dass etwas nicht mehr funktioniert – und dann den Mut aufzubringen, einen neuen Weg einzuschlagen.