Alleine essen gehen? na klar!

Früher fand ich alleine essen gehen gruselig!

Ich kann mich gut erinnern, ich war Anfang zwanzig und machte ein Praktikum in Marbella, Spanien. Ich habe jeden Tag zuhause Spaghetti mit Pesto und Wassermelone gegessen. Außer an den Abenden, an denen ich mit meinen Kollegen unterwegs war. Ich war drei Monate dort. Die Spaghetti hatten Kostengründe aber vor allem, hätte ich mich nie Getraut, alleine irgendwo etwas zu essen. Was sollen die Leute denken?? Hat die keine Freunde?

Während meiner anderen Auslandsaufenthalte stellte sich die Frage nicht. Ich war niemals allein.

Später gab es Dienstreisen und ab und an das Problem des Abendessens. Ich habe meistens etwas geholt und in Hotelzimmer verspeist. Manchmal habe ich mich ziemlich über mich selber geärgert. Irgendwann habe ich es geschafft, alleine im Hotelrestaurant zu Abend zu essen, es war bereits bestellt und spät. Ich hatte eine Zeitung dabei und habe es irgendwie überlebt.

Und dann habe ich angefangen, alleine Kaffee trinken zu gehen und das zu genießen! Wer Kinder hat weiß, dass so etwas  manchmal eine wahnsinnig kostbare halbe Stunde sein kann.

Und dann habe ich angefangen, alleine wegzufahren. Ich brauchte Zeit für mich.

Und dann lernte ich auch, alleine essen zu gehen. Na gut, mein Buch und ich.

Und heute sitze ich im Hotel Restaurant, ohne Buch und schreibe diesen Text. Nachdem ich es geschafft und genossen habe, eine Vor- und eine Hauptspeise zu genießen, ohne Buch, ohne Zeitung, ohne Handy. Nur mein Essen und ich, meine Gedanken und die Menschen an den anderen Tischen. Die vielleicht denken, hat die keine Freunde? Vermutlich denken sie das nicht, aber wenn, wäre es mir gerade auch ganz egal. Ich weiß ja, dass ich Freunde habe und es selbst gewählt habe, diesen Abend nur mit mir zu verbringen.

Auf diese Entwicklung  bin ich richtig stolz! Es fühlt sich wahnsinnig gut und nach ganz viel Freiheit an.

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