Loslassen in der dunklen Zeit...

Wer Rituale mag, kennt sehr wahrscheinlich die Rauhnächte. In dieser Zeit kurz vor oder nach Weihnachten überlegen wir nach germanischem Brauch Wünsche für das kommende Jahr und planen, was wir uns vornehmen in den kommenden 12 Monaten.

Selbst wer keine Rituale oder Brauchtümer mag, macht oft eine Jahresplanung oder zumindest gute Vorsätze für das neue Jahr in dieser Zeit.

Ich bin vor einiger Zeit auf die Sperrnächte gestoßen. Diese liegen vor den Rauhnächten und sind die dunkelsten Nächte im Jahr vom 08. bis zum 21.Dezember. Die Zeit vor der Wintersonnenwende und vor den Rauhnächten, die in den meisten Traditionen am 25. Dezember beginnen. Diese Sperrnächte wurde früher wortwörtlich dazu genutzt Dinge wegzusperren, die nicht mehr gebraucht werden. Meist Gerätschaften o.ä. wurden gereinigt und bis zum Frühjahr eingemottet.

Im übertragenden Sinne kann man nun diese Zeit im Jahr wunderbar nutzen, um Altes los zu lassen. Dieser Gedanke hat mich sehr gut gefallen!

Loslassen ist ein Begriff, der immer wieder fällt und für fast jedes psychologische Problem eine gute Lösung ist. Loslassen ist nicht zu verwechseln mit etwas-weg-haben zu wollen. Denn weg-haben-wollen führt in der Regel nur dazu, dass wir noch mehr von dem bekommen, was wir ab zu stoßen versuchen. Loslassen hingegen bedeutet, dass wir bestimmte Verhaltensweisen ablegen können, die uns nicht mehr dienen. Oder dass wir Menschen weiter ziehen lassen. Oder dass alte Gewohnheiten, die sich nicht mehr bewähren, Platz machen können für neue.

Wichtig am Loslassen ist, dass wir das, was wir loslassen wollen, zuerst würdigen und wertschätzen. Dass wir uns bewusst machen, dass es uns auf unserem Weg bisher begleitet und seine Berechtigung gehabt hat. Selbst die schlechtesten Gewohnheiten dienen einem tieferen Zweck zum Beispiel dem Wunsch nach Anerkennung oder weil wir es unbewusst unseren Eltern nach tun. Natürlich gibt es unzählige Gründe. Wichtig ist nur zu sehen, dass das was wir nun gehen lassen, für uns wichtig war und einem guten Zweck gedient hat. Denn nur dann können wir es in Frieden ziehen lassen. Wenn wir einen Groll hegen, wird es nicht gehen, denn schlechte Gefühle binden genauso wie gute. Das kennen wir von beendeten Beziehungen. Solange wir den anderen verfluchen oder nicht im Reinen sind, begleitet er uns umso mehr. Eine echte Trennung gelingt nur, wenn wir in Frieden sind.

Traditionell war jede Sperrnacht einem Monat zugeordnet. Also die erste Nacht vom 8. auf den 9. Dezember dem Monat Januar diesen Jahren usw. Die Idee ist, Abend für Abend einen Monat des vergangenen Jahres Revue passieren zu lassen und damit abzuschließen. Sich zu überlegen was gut gelaufen ist und was weniger gut.

Ich mache es nicht Abend für Abend und Monat für Monat sondern ich habe mir eine Liste geschrieben mit Dingen, die gern in diesem Jahr bleiben dürfen. Es sind bei mir dieses Jahr Glaubenssätze gewesen, Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die ich im neuen Jahr nicht mehr benötige und von denen ich mich in Frieden verabschiede. Ich schreibe jede Sache auf einen Zettel und verbrenne ihn im Garten. Es sind auch Verhaltensweisen dabei, die ich gedanklich an meine Eltern zurückgebe. Ich bedanke mich, dass sie mich so lange begleitet haben und hilfreich für mein Leben waren. Mit diesen Themen habe ich mich in das Jahr über beschäftigt, und das Ritual schließt es nun ab.

So können wir uns ein Stück weit von Altem befreien, bevor wir das neue Jahr planen und neue Dinge in unser Leben ziehen.